Evangelische Oberschule Brandenburg
Pädagogische Konzeption
von der Schulkonferenz am 14.06.2018 beschlossene Fassung
Präambel
Die Evangelische Schule Oberschule am Dom zu Brandenburg ist eine Schule in freier Trägerschaft. Gemeinsam mit der Evangelischen Grundschule und dem Evangelischen Gymnasium am Dom zu Brandenburg bilden sie den evangelischen Schulcampus am Dom zu Brandenburg.
Schulträger ist die Evangelische Schulstiftung in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische-Oberlausitz. Als christliche Schule ist das Evangelium Jesu Christi Grund unserer Hoffnung auf eine sinnerfülltes Leben und Auftrag zum Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Wir möchten das tägliche Miteinander in unseren Schulen durch die belebende Kraft des Evangeliums gestalten, das uns allen Raum gibt, die religiöse Dimension des Lebens zu entdecken.
Der Respekt vor der Würde jedes Einzelnen ist Kennzeichen des Schullebens. Das Verhältnis von Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern ist auf Partnerschaft hin angelegt. Die Schule ist ein Ort gemeinsamen Lebens, für den sich Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler und Eltern verantwortlich fühlen.
Evangelisches Profil
Der evangelische Religionsunterricht ist fester Bestandteil des Fächerkanons bis zum Abitur. Er ist zugleich eingebettet in die Nachbarschaftsbeziehung von Schule und Domgemeinde, z. B. durch Schülergottesdienste und Feste. Die religiöse Dimension kommt zu geeigneten Inhalten und in angemessener Form auch in anderen Fächern zum Tragen, so in ethischen Konsequenzen, in geschichtlichen Bezügen und im interreligiösen Dialog.
Wesentlicher Bestandteil der Schulkultur sind gemeinsam entwickelte Riten und Rituale für den Beginn des Schultages, Beginn und Ende der Schulwoche und des Schuljahres. Das Kirchenjahr mit seinen festlichen Höhepunkten strukturiert das Schulleben durch gemeinsam vorbereitete Feiern. Lehrkräfte und Schulleitung, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Schülerinnen und Schüler sowie die Elternschaft verstehen sich als Schulgemeinde. Auf der Grundlage des Evangeliums wird nach Antworten auf jeweils aktuelle Fragen und Herausforderungen des Schullebens gesucht.
Der Dom, die Dommusik, das Dommuseum, das Domarchiv, die Domforsten und die an das Domstift angebundenen diakonischen Einrichtungen werden in das Schulleben einbezogen. Das diakonische Praktikum zu Beginn der Jahrgangsstufe 10 öffnet den Blick für die praktische Seite christlicher Existenz.
Der Schulcampus auf der Dominsel begreift sich über die schulische Arbeit hinaus als Ort der sozialen Begegnung im Stadtteil und Impulsgeber für den Dialog von Kirche und Kommune. Zu Gottesdiensten, Ausstellungen, Projektpräsentationen, Vortragsveranstaltungen, Konzerten, Sportwettkämpfen und Festen wird im Stadtteil und darüber hinaus eingeladen.
Mit Schulen in Frankreich (Collège et Lycée Bernard Palissy in Boissy-St. Léger, der einzigen evangelischen Schule im Großraum Paris), China (Zhongguang Highschool in Shanghai-Jiading) und Russland (Lyzeum Nr. 37 in Saratov/Wolga) besteht jeweils eine langjährige Schulpartnerschaft mit wechselseitigen Schülerbegegnungen. Diese Initiativen befördern einen Prozess globalen und ökumenischen Lernens. Weitere schulische Partnerschaften mit Schulen in Taiwan, Dänemark und Israel sind im Aufbau.
Der Evangelische Schulcampus am Dom zu Brandenburg ist offen für Angehörige anderer christlicher Kirchen sowie für Angehörige anderer Religionen und für religiös nicht gebundene Menschen, unter der Voraussetzung, dass sie für das evangelische Profil aufgeschlossen sind. Wir freuen uns, dass römisch-katholische, orthodoxe, freikirchliche, jüdische, muslimische, aber auch viele konfessionslose Schülerinnen und Schüler sich an unserer Schule wohlfühlen.
Der Domcampus als gebundene Ganztagsschule
Sowohl die Oberschule als auch das Gymnasium wollen ein attraktiver Lern- und Lebensraum für Schülerinnen und Schüler sein. Darum ist es als gebundene Ganztagsschule konzipiert. Als solche bietet es den Rahmen für die Umsetzung eines ansprechenden pädagogischen Profils. Der herkömmliche 45-Minuten-Takt des Unterrichts wird teilweise aufgebrochen. Phasenweises projektbezogenes Lernen und zum Teil altersgemischte Arbeitsgruppen fördern Prozesse selbstbestimmten und sozialen Lernens. Neben ihrer herkömmlichen Rolle als Wissensvermittler sind die Lehrkräfte auch Impulsgeber, Berater und Begleiter von Lern- und Lebensprozessen.
Ein Klassenlehrerteam, durchweg bestehend aus einer Kollegin und einem Kollegen, begleitet in der Sekundarstufe I, zusammen mit den unterrichtenden Fachlehrern, eine Klasse von der Jahrgangsstufe 7 bis zur Jahrgangsstufe 10. Dies fördert den Austausch untereinander und gibt den Schülerinnen und Schülern immer zwei unterschiedliche Ansprechpartner. Regelmäßig werden die unterrichtliche Planung koordiniert und pädagogische Fragen in Bezug auf die Klasse besprochen. In der Sekundarstufe I erhält jede Klasse einen festen Klassenraum, der als Lernumgebung und Lebensraum gestaltet wird und wechselnde Sozialformen zulässt.
Das Mittagessen ist für die Sekundarstufe I verpflichtend und wird in der Mensa bzw. der Cafeteria zusammen mit anderen Klassen eingenommen. Das gemeinsame Essen und das Zusammensein von Schülerinnen und Schülern mit den Lehrkräften tragen dazu bei, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Beginn und Ende der Mahlzeit werden durch Rituale gekennzeichnet. Es gibt einen wöchentlich wechselnden Tischdienst, was zur Übernahme von Verantwortung und zu gegenseitiger Rücksichtnahme anleitet.
Als Rahmen für den Ganztag wird von einem 10-Stunden-Raster ausgegangen: Der Vormittag umfasst dabei 5 Zeiteinheiten, in die 6. Zeiteinheit fällt die Mittagspause, und auf den Nachmittag fallen noch einmal 4 Zeiteinheiten. Der Tag befindet sich so in der Waage. Der Schultag erstreckt sich von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr. Mittwochs endet die Schule schon nach dem Mittagessen um 13.00 Uhr (Klasse 7) oder 13.40 Uhr (Klasse 8) und freitags um 15.00 Uhr.
Die Woche beginnt mit einer Andacht (für die Sek. I im Klassenraum mit anschließendem Klassenrat) und endet mit einer Wochenschlussfeier für die Sek. I in der Domkirche. Im Wochenzeitplan ergeben sich 43-46 Schulstunden. Bei einem Pflichtkontingent von 35 Wochenunterrichtsstunden in den Jahrgangsstufen 7/8 und 36 Wochenunterrichtsstunden in den Jahrgangsstufen 9/10 bleiben 8-10 Std. für die ganztagsspezifische Gestaltung (Mittagsband, AGs, Förderunterricht, Aufgabenzeiten).
Prinzipien der Lernkultur
Die Rahmenbedingungen für Schule und Unterricht haben sich verändert. Die neuen Anforderungen seitens der Gesellschaft, der Schülerschaft, der Eltern und der Bildungsträger erfordern neue Formen des Lehrens und Lernens. Eigenverantwortliches, team- und problemorientiertes Lernen der Schülerinnen und Schüler erfordern als neue Schlüsselqualifikationen Methodenkompetenz, Kommunikations- und Teamfähigkeit. In Form einer kompakten Blockphase in Jahrgangsstufe 7 und im Unterrichtsfach „Informationstechnische Grundbildung“ (ITG) werden die Grundlagen für den Erwerb dieser Schlüsselqualifikationen gelegt, die dann im Unterricht der weiteren Jahrgangsstufen gefestigt und ausgebaut werden. Wissenschaftspropädeutisches Arbeiten wird ab Jahrgangsstufe 11 im Rahmen des „Seminarkurses“ erlernt.
Der Unterricht bezieht die Interessen der Schülerinnen und Schüler mit ein, weckt Neugierde und fördert die individuelle Lernfreude. Neben klassischen „frontalen“ Lernformen gehören Freiarbeit, Stationsarbeit, fächerübergreifender Unterricht zum Schulalltag. Für diese offenen Lernformen wird phasenweise der Fachunterricht aufgebrochen und projektorientiert an fächerübergreifenden Themen gearbeitet. Dieser „Offene Fachunterricht (OFU)“ fördert das Verstehen von Zusammenhängen und ermöglicht regelmäßig die Einbeziehung außerschulischer Lernorte.
In den Jahrgangsstufen 7 und 8 besteht die Pflicht zur Teilnahme an einer Arbeitsgemeinschaft. Hier besteht die Option jahrgangs- und klassenübergreifend für ein ganzes Schuljahr seinen Neigungen nachzugehen oder ganz neue Aktivitäten zu entfalten. Dazu besteht ein reichhaltiges Angebot aus den verschiedensten Bereichen, zum Beispiel:
- Sport: Rudern, Ballsportarten, Hockey, Selbstverteidigung
- Musik: Orchester, Chor
- Kunst: gestaltende Technik (Drucken, Zeichnen, Malen, Töpfern, Arbeiten mit Papier)
- Konstruktion und Technik, Programmieren, Modellbau
- Natur und Gartenbau: Kräutergarten und Weinberg, Biodiversität
- Kochen und Gesunde Ernährung
- Fremdsprachen und Stadtgeschichte
Es besteht ein Netzwerk aus Eltern und Partnern im außerschulischen Bereich, mit denen wir zusammenarbeiten: Sportvereine, Künstlerinnen und Künstler, Wredowsche Zeichenschule, Kinder- und Jugend-Kunst-Galerie „Sonnensegel“, Musikschulen, Johanniter-Unfallhilfe, Café Contact.
Schulspezifische Profilierung der Oberschule
Die Oberschule ist einzügig und hat ein Nachhaltigkeits-Profil. Zur Umsetzung dieses Profils gibt es ein eigenes Unterrichtsfach „Nachhaltig Leben“, das vierstündig unterrichtet wird. Schwerpunkte dieses Faches sind gesunde Ernährung und Kochen, Landwirtschaft, Handwerk, Wirtschaft und Verbraucherschutz.
Das Lernen in der Oberschule ist stark fächerübergreifend, die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer (Geschichte, Erdkunde, politische Bildung) und die naturwissenschaftlichen Fächer (Biologie, Physik und Chemie) werden jeweils fächerübergreifend und fächerverbindend unterrichtet.
Eine starke Berufsorientierung ist ein wesentlicher Schwerpunkt. In Klasse 7 werden die Unternehmenserkundungen, in Klasse 8 ein handwerkliches Praktikum, in Klasse 9 ein Betriebspraktikum und in Klasse 10 ein diakonisches Praktikum durchgeführt. Ab Klasse 9 kann eine zweite Fremdsprache, nach jetziger Planung Spanisch, gewählt werden.
Das praktische Lernen soll durch die Gründung einer Schülerfirma unterstützt werden. Hier lernen die Schülerinnen und Schüler wesentliche unternehmerische Fähigkeiten. Ab dem 2. Halbjahr ist der Unterricht in den Hauptfächern leistungsdifferenziert gestaltet.
Abschlüsse
Die Evangelische Oberschule ist eine vom Land Brandenburg bewilligte Ersatzschule. Der Abschluss eines verkürzten Anerkennungsverfahrens wird zum Ende des Schuljahres 2024/25 angestrebt. An ihr können dieselben Abschlüsse wie an staatlichen Schulen erworben werden: Berufsbildungsreife, erweiterte Berufsbildungsreife, Fachoberschulreife.
